Um 4 Uhr früh rasselt der Wecker und Martina zeigt mir den Vogel. Der Rucksack ist bereits gepackt, die Beißerchen geputzt, der Deo gerollt und der Darm entleert. Alles ist noch dunkel, so gut wie nichts zu hören. Den Tau auf den langen Grashalmen nimm ich mit meinen bunten Ultralight-Salomons in Reith gleich mit. (Nur nasse Socken sind gute Socken - vor allem gleich am Anfang einer Tour!)
Um 6.30 bin ich bereits ein Stockwerk höher auf der Nördlinger Hütte, 2.239m. Der Kamin gibt erste Rauchsignale ab und die ersten Zigaretten werden von den Hüttengästen gequalmt.
Die Platypus-Wasserbeutel sind an der Quelle bis zum Bersten gefüllt. Der Föhn heroben ist breits durch und am Joch deutlich zu spüren. (Segelflieger Andi wird sich freuen!)
Weiter gehts hinunter zum Ursprungsattel, 2.096m. Die Schafe sind gerade beim Aufwachen. Überall auf den Schotterreisen sind kleinere Gamsrudel vor mir auf der Flucht. Hier heroben ists immer toll: Erstaunliche Geologie, ehrfurchtseinflößende Tiefblicke, rostende Drahtseile, an denen man sich nicht festhalten will, das morgendliche Fotolicht...
Hier startet nun der Freiung Höhenweg. Vorbei an den schroffen Wimmertürmen, ausgesetzten Freiungspitzen gehts bis zur Kuhlochspitze und dann wieder hinunter über das Höllkar bis zum Solsteinhaus, 1.806m. Es ist jetzt genau 10 Uhr und in einer windgeschützten Wiesenmulde hab ich mir neben den Schafelen ein Paktl Manner verdient. (Ein bissl weniger Zucker könnten sie da reintun...)
Entlang dem Jöchlwald gehts ca. 400 Höhenmeter durch Latschen hinunter in Richtung Kristenalm und bei der Jagdhütte auf den sog. Gipfelstürmerweg. Dieser führt am Fuße des impossanten Solsteinmassives wieder in mühsamen Serpentinen hinauf auf knappe 2.000 Höhenmeter, wo mich am Joch schon Kälber und Kühe willkommen heißen! Wieder wird gerastet und fotografiert.
Jetzt wirds langsam ein wenig mühsam. Die Ohren tun weh vom engen Kopfhörerbügel, die Oberschenkel geben bereits Milch, die Knie schmerzen, die Haut hat schon Farbe angenommen und das Funktionsleibchen klebt wieder am Rücken. Aber hier ist umdrehen ganz doof.
Also nix wie weiter: zuerst muss ich über den "Arzler Kalk" wieder steil und "unwegsam" hinunter ins Kleinkristental und von hier wieder rauf auf den Frau Hitt Sattel, 2.370m, wo ich um 14 Uhr leicht geschlaucht eintreffe.
Jetzt hab ich nur mehr den gemütlichen Schmidhuber-Steig zur Seegrube zu bewältigen. "Down-Ander" ist mit Kumpane hier heroben in der Luft und beide zeigen sie mir zum Abschluss meiner tollen Wanderung, wieviele G so ein Segelflieger im Sturzflug aushält. Dann gehts per Bahn hinunter zur Hungerburg, wo bereits ein Schwimmbad mit Kaffeetschele und Kuchele bei den Schwiegereltern auf mich warten. Den Harry Potter im Kino sitze ich nur mehr auf einer Backe ab. Berg heilt!
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