Montag, 27. Dezember 2010

How To Make A Holzvase

Wie macht man eine Vase aus Holz, ohne dass man Obstbauer ist?

Was man dazu benötigt: eine entsprechende Drechselbank, vornehmlich eine der Fa. HAPFO, dazu Drechsel-Beitel, Absaugung, Mundschutz, Visir, Öle, Wachse, Taschentücher, Schmirgelpapiere von 40, 80, 120, 240, eine Stichsäge mit Schmackes, eine Bohrmaschine für Holz (Schlageinrichtung nicht vonnöten), Holz - besser gesagt eine Birken-Mehrschichtplatte (im Volksmund Sperrholz), Zirkel und jede Menge Leim. Literweise. Und nicht zu vergessen Zwingen - soweit das Auge reicht.

(1) Schnittbogen, Zirkeln, Sägen


Um aus einer Sperrholzplatte möglichst viele Vasen herauszubekommen, hab ich mir eine Zeichnung angefertigt. Wölbung, Fuß und Hals lassen sich so besser vorstellen. Außerdem bekommt jeder Ring einen Außen- und Innendurchmesser, und bei manchen Teilen kann man mit Nutzen arbeiten.

Nachdem die Kreise per Zirkel auf die Platte übertragen worden sind, muss man (stundenlang) per Stichsäge, ohne Pendelhub, dafür aber mit Ausfransschutz diese Teile aussägen.

(2) Leimen, Zwingen

Jetzt gilt es, immer zwei Teile zusammenzuleimen. Und das mit einem (langsam trocknenden) Standardleim. Dieser ist dann zum Drechseln nicht so steinhart, wie der Expressleim. Die Trocknungszeit beträgt ca. 6 Stunden (was heißt, über Nacht...)

Und das Ganze möglichst zentriert - was blöderweise nicht immer ganz gelingt. Abweichungen multiplizieren sich gerne mal zu einer ordentlichen Differenz auf, was sich dann beim Drechseln als sehr nachteilig erweist. Die mit Leim versehenen Teile schwimmen ab und an, aber im Laufe der Zeit bekommt man dementsprechende Übung. Und, damit einem beim Drechseln kein Sperrholz abhaut, muss hier ordentlich mit Zwingen gearbeitet werden.

(3) Halbschalen, Drechseln

Mit den jeweils sieben Ringen bildet man die zwei halben Vasenteile aus. Damit kann ich dann außen und innen ensprechend viel Material zu einemr erträglichen Wandstärke wegdrechseln.

Da ich immer im Stirnholzbereich arbeite, ist der Materialabtrag dürftig, und man muss häufig die Drechselbeitel nachschleifen. Und die Späne und der Staub sind so heiß, dass man an den Händen zum Teil Brandblasen bekommt. Dann wird innen mit Schleifpapier unterschiedlicher Körnung nachgeschliffen. Gut, dass ich hier eine Absaugung habe. Birkin ist zwar gut fürs Haar, Birkenelixier gut für den Hals aber Birkenholz-Schleifstaub nicht gut für die Nase.

(4) Zusammenleimen der Halbschalen

Jetzt wirds nochmals richtig spannend. Passen die zwei Teile auch zusammen? Dies vorausgesetzt wird hier wieder ordentlich Leim aufgetragen und die zwei Teile auf der Drechselbank möglichst passgenau zusammengeleimt. Nachdem man die noch unfertige Vase über Nacht trocknen gelassen hat, ist am nächsten Tag das finale Überdrehen angesagt.

Dann geh ich bei der Drechselmaschine mit der Umdrehungsgeschwindigkeit hinauf und schleife vorerst mit dem Exzenterschleifer und einer 40er Körnung (sehr grob). Dann wird mit 80er, 120er und 240er Textilschleifpapier immer feiner geschliffen.

Dannach mit Leinölfirnis das Ganze eingelassen, mit Hutten das überflüssige Material an der drehenden Vase entfernt und dann mit einem Bausch Birken-Drechselspäne noch nachpoliert.

(5) Ende, Äpfel, Amen

Jetzt wird nur mehr noch schnell ein Gott-Sei-Dank-Es-Ist-Nix-Passiert gesprochen. Ich bin stolz auf die getane Arbeit und tu so, als ob ich aus einer Holzvase das brackige Blumenwasser heraustrinken müsste...

1 Kommentar:

Doris hat gesagt…

... und wir stolzen Besitzer staunen vor Ehrfurcht vor dem was da in mehrstündiger Schwerarbeit von Meisterhand entstanden ist und ziehen den nicht vorhandenen Hut!!! Bravo!!!!